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Wie Sri Aurobindos Vision des Übermental eine neue Ära von integraler Führung inspiriert

Wenn die Landkarte nicht mehr zum Gelände passt

Viele von uns, die heute in Führungsrollen stehen – sei es als Unternehmer, Coaches, Changemaker oder spirituelle Wegbereiter – spüren es: Die alten Karten taugen nicht mehr für das neue Gelände. Das Terrain hat sich verändert. Strategien, die einst sicher zum Erfolg führten, greifen ins Leere. Es ist, als stünden wir inmitten eines dichten Nebels mit einem Kompass, der auf ein magnetisches Feld reagiert, das nicht mehr existiert.

Was aber, wenn genau dieser Verlust der Orientierung ein Weckruf ist? Was, wenn der Nebel nicht das Ende, sondern der Übergang in eine neue Bewusstseinssphäre markiert?

Sri Aurobindo, ein indischer Mystiker, Denker und Revolutionär des Bewusstseins, sah diesen Übergang bereits im 20. Jahrhundert voraus. Für ihn war klar: Die Menschheit steht an der Schwelle zu einer nächsten Evolutionsstufe – zur Geburt des Supramentalen, einer Bewusstseinsebene jenseits des Denkens, jenseits der Dualität, jenseits des Egos.

Der Supermind: Licht, das Denken überschreitet

In Aurobindos Worten ist das Supermind (Übermental) der „Brückenbogen zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen“. Es ist die göttliche Intelligenz selbst – nicht getrennt von der Welt, sondern in ihr wirkend. Nicht abstrakt, sondern konkret. Nicht mystisch entrückt, sondern gestaltend, führend, manifestierend.

Wenn das gewöhnliche Denken wie ein Leuchtturm an der Küste ist, dann ist das Supramentale wie die Sonne selbst: nicht begrenzt auf ein Lichtkegel, sondern durchdringend, alles erhellend, nicht analysierend, sondern offenbarend.

Für Aurobindo war klar: Der Mensch ist nicht das Ende der Evolution, sondern ihr Übergang. Der nächste Mensch – der supramentale Mensch – ist ein Wesen, das von innen nach außen lebt, das aus der Seele heraus führt, dessen Denken und Handeln nicht vom Ego, sondern von einer höheren Ordnung getragen wird.

Soul Leadership – Führen aus der Mitte des Seins

Als Unternehmer, die tiefere Transformation suchen, erleben wir oft genau diesen Ruf: Weg von Kontrolle, hin zu Resonanz. Weg von Management, hin zu Präsenz. Weg von Macht, hin zu Wahrheit.

Soul Leadership – oder „Führen aus der Seele“ – ist in diesem Kontext kein weiterer Führungsstil. Es ist ein Bewusstseinszustand. Es ist, als würde man vom Cockpit des Verstandes aufstehen und sich von einem inneren Navigator führen lassen, der mit dem Ganzen verbunden ist. Entscheidungen entstehen nicht mehr aus Strategie allein, sondern aus Stimmigkeit. Projekte folgen nicht nur dem Markt, sondern dem Sinn. Führung ist nicht mehr Reaktion, sondern Offenbarung.

Ich selbst habe erlebt, wie sich Führung verändert, wenn man beginnt, aus der Tiefe des Seins heraus zu handeln. Es fühlt sich an, als würde man aufhören, die Wellen zu kontrollieren – und beginnt stattdessen, mit ihnen zu surfen, geführt von etwas Größerem, das durch einen wirkt. Man wird zum Instrument einer tieferen Ordnung.

Integral Leadership – Die Ganzheit wieder zusammensetzen

Aurobindos Ansatz war nie nur spirituell im engeren Sinne – er war zutiefst integrativ. Der Körper, das Leben, das Denken, die Seele – alles gehört zusammen. Eine integrale Führungskraft lässt nichts aus. Sie integriert nicht nur äußere und innere Welten, sondern auch Vergangenheit und Zukunft, Intuition und Struktur, Individuum und Kollektiv.

Integrale Führung ist die Kunst, die innere Wahrheit in äußere Formen zu übersetzen. Es ist, als würde man mit einer Partitur arbeiten, die man nicht mit den Augen liest, sondern mit dem Herzen hört. Die Aufgabe besteht dann darin, Räume, Unternehmen, Gemeinschaften zu erschaffen, in denen diese Musik erklingen kann.

Sri Aurobindo sah das, was er „Licht von oben“ nannte, nicht als spirituelle Metapher, sondern als konkrete Kraft für Veränderung. Eine Kraft, die Klarheit bringt, Orientierung gibt und eine andere Qualität von Führung möglich macht – eine, die nicht aus Gewohnheit entsteht, sondern aus Bewusstsein.

Viele Führungskräfte erleben heute genau das: Gute Führung beginnt dort, wo Entscheidungen nicht nur logisch, sondern stimmig sind. Wo nicht nur Ziele zählen, sondern auch der Weg dorthin. Wo Verantwortung nicht aus Druck, sondern aus innerer Klarheit entsteht.

Was Aurobindo Supermind nannte, ist im Kern die Fähigkeit, Komplexität zu durchdringen, ohne sich darin zu verlieren. Es ist wie eine höhere Form von Intelligenz, die nicht nur analysiert, sondern auch erkennt, was wesentlich ist. Und genau das brauchen wir heute – in Organisationen, in Teams, in uns selbst

Vom Steuern zum Gestalten

Die Zukunft gehört nicht denjenigen, die am lautesten führen – sondern denen, die präsent, klar und verbunden führen.

Soul Leadership heißt: nicht mehr nur Werkzeuge zu nutzen, sondern mit dem eigenen Wesen zu wirken. Nicht nur Aufgaben zu erfüllen, sondern Orientierung zu geben.

Führung wird so zu einem Raum, in dem Sinn entstehen kann – für andere, aber auch für einen selbst. Und vielleicht beginnt dieser Wandel mit einer einfachen Frage:

Was wäre heute zu tun, wenn ich ganz bei mir bin – und bei dem, was wirklich zählt?


Tag(s) : #Achtsamkeit, #BEyond Coaching, #Bewusstsein, #Corporate Social Responsibility, #Inspiration, #Integral, #Kulturell Kreative, #Leadership Culture, #Leadership der Zukunft, #Leben und Arbeiten
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