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via SWR website: ARD-Themenwoche | Flexible Arbeitsplätze Von Steffen Wurzel, SWR-Korrespondent Shanghai | Online: Cornelia Stenull
Klassische Büros? Nicht mehr nötig. In der "Sandbox" in Shanghai arbeiten rund 50 junge Leute mit ihren Smartphones und Computern. Sie verdienen ihr Geld als App-Entwickler oder Designer. Der Raum ist ihr gemeinsamer Arbeitsplatz.
In der Millionen-Metropole Shanghai trifft sich Chinas Startup-Szene in der "Sandbox". Wang Yihao, ein 26-jähriger Werbefilmproduzent, und seine Freundin arbeiten fast täglich dort. Er sagt: "In fünf Jahren wird jeder Chinese, der einen Sinn fürs Geschäfte machen hat, mehrere Jobs gleichzeitig machen - und das Ganze ohne festen Arbeitsplatz."
Im Büro zeigt sich die Zukunft, auf der Straße die Tradition
Vor dem Sandbox-Gebäude verkaufen Straßenhändler Frühstückspfannkuchen und Fleisch-Spieße für umgerechnet ein paar Cent. Drinnen, im dritten Stock des Gebäudes, sitzen gestylte Studenten und hippe Startup-Unternehmer. Straßenszenen aus der Vergangenheit und Büro-Szenen aus der Zukunft sind das China des 21. Jahrhunderts.
Wang Yihao hat wie viele andere keine Lust mehr auf einen klassischen Job im Angestelltenverhältnis. Er sagt, dass die Leute lieber als Freiberufler arbeiten wollen. "In China ist es zur Zeit für junge Leute total üblich, mehrere Jobs gleichzeitig zu haben und mehrere Job-Bezeichnungen zu tragen. Diese Leute arbeiten von einem Café oder von einem Co-Working-Space aus."
Im Gruppenbüro lassen sich gut Kontakte knüpfen
Wang Yihaos Freundin Zhang Yizhi arbeitet auch oft in der "Sandbox" - im eigentlichen Büro ihrer Firma tauchen beide nur noch selten auf. "In unserem Büro ist es immer so voll, deswegen treffen wir uns mit unseren Kunden meistens auswärts. Wir müssen diese Treffen in Ruhe vorbereiten und das machen wir hier. Eine sehr angenehme Location," sagt Zhang.
Die Video-Produzentin Zhang nutzt das hippe Gruppenbüro vor allem als Marktplatz für Kontakte. Sie habe schon ziemlich viele interessante Leute und neue Kunden hier getroffen, sagt Zhang. "Shanghai, Peking und Shenzhen - das sind Städte, in denen sich junge Leute sehr schnell auf neue Ideen und Trends einlassen. Viele von denen probieren die ganze Zeit neue Dinge gleichzeitig aus. Manche davon kommen richtig groß raus. Man sieht dann richtige Karrieresprünge."
Wo und wann gearbeitet wird, ist egal
Für viele junge Menschen in Shanghai bedeutet Arbeiten inzwischen: Wo und wann man etwas für seinen Arbeitgeber erledigt, ist diesem im Grunde egal. Vor allem Mitarbeiter von kleinen und neu gegründeten Unternehmen zieht es deswegen in eines der zahlreichen Co-Working-Büros.
"Sandbox"-Mitarbeiterin Nathalie Zhang erklärt: "Unsere Büroflächen sind für alle kostenlos. Man braucht nur eine schwarze Einlass-Karte, mit der man alle unsere Dienstleistungen nutzen kann. Wir bieten eine perfekte Atmosphäre für die Start-Up-Szene."
Mit ihrer Mitgliedskarte können die Leute kostenlos Strom und Internet nutzen und per "Sandbox"-App günstige Getränke und kleine Snacks ordern. Geld verdient "Sandbox" nach eigenen Angaben durch das Vermieten von Extra-Räumen, für Konferenzen und größere Projektgruppen zum Beispiel. Wie man hört bezuschusst außerdem die Shanghaier Stadtregierung Projekte wie diese, auch wenn das offiziell nicht bestätigt wird.