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via website betterplace lab
Wer darüber nachdenkt, ein Start-up zu gründen, läuft nicht immer dem Traum vom großen Reibach hinterher. Einige möchten vielmehr ihre Idee von einer besseren Welt verwirklichen. Aber in welchem Geschäftsmodell lernt diese Idee am besten fliegen: als klassische Non-Profit-Organisation oder als Social Business? In jedem Fall sollten künftige Gründer ein paar Punkte bei der Entscheidung beachten.
„Just as entrepreneurs change the face of business, social entrepreneurs act as the change agents for society, seizing opportunities others miss to improve systems, invent new approaches, and create solutions to change society for the better.“ (Ashoka.org)
Sozialunternehmen (oder Social Businesses) setzen stärker auf die Kraft innovativer und gut skalierbarer Lösungen. Anders als klassische NPOs orientieren sie sich häufiger an der freien Wirtschaft. Sozialunternehmen sind also nicht auf ein Non-Profit-Modell festgelegt, sondern können wie „herkömmliche Unternehmen“ auftreten, jedoch inhaltlich in ihrer Zweckbestimmung immer klar auf die Lösung sozialer Probleme ausgerichtet. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu kommerziellen Unternehmen: Die erwirtschafteten Gewinne werden nicht als Dividende an die Kapitalgeber ausgeschüttet, sondern in das Unternehmen reinvestiert. Bekannte Beispiele finden sich in den Mikrofinanzbanken sowie selbstfinanzierten Bildungs- oder Gesundheitsprogrammen.
Ein großer Unterschied zwischen Non-Profit- und For-Profit-Organisationen besteht in der Art ihrer Finanzierung. Daher ist der Finanzierungsplan als erster Schritt entscheidend, bevor man sich um die Organisationsart Gedanken machen kann: Wie kann die gute Idee (dauerhaft) finanziert werden?
"Das Schwierigste für Gründer von Sozialunternehmen ist die Finanzierung", sagt Frank Hoffmann, Gründer des Social Businesses Discovering Hands.
Als Non-Profit ist man fortwährend auf Spenden und andere Zuwendungen angewiesen, sofern man sich nicht über Staatsgelder finanziert. Das heißt, ein Teil der Arbeitszeit wird immer darauf gebunden, zahlungswillige Mitglieder zu finden und zu halten oder zumindest Spender zu akquirieren. Diesen Aufwand sollte keinesfalls unterschätzt werden, auch wenn er einem größere Freiheit in der Querfinanzierung ermöglicht. Das heißt auch, dass man nicht direkt mit der Zweckerfüllung Geld verdienen muss. Ein großer Vorteil in Bezug auf die sogenannten meriotischen Güter, bei denen die private Nachfrage hinter dem gesellschaftlich gewünschtem Ausmaß zurückbleibt, wie z. B. bei Behindertenwerkstätten, kulturellen Einrichtungen oder Projekten in der Kriminalitäts-Prävention. Eine erfolgreiche Initiative kann eine „soziale Rendite“ erwirtschaften; damit Geld zu erwirtschaften, ist jedoch schwierig. Hier sind Querfinanzierungen für die Erhaltung notwendig, sei es durch staatliche Subventionen oder durch private Zuwendungen.
Im Bereich der For-Profit-Sozialunternehmen können in der Initiationsphase Privatinvestoren, Inkubatoren, Banken oder Fonds für die erste Finanzspritze sorgen. Im Gegensatz zu NPOs besteht bei ihnen allerdings im Normalfall das mittelfristige Ziel der eigenständigen Refinanzierung. Das bedeutet, dass sie zumindest einen Teil ihrer zweckgerichteten Leistungen am Markt (oder im Fall der Social Bonds an den Staat) verkaufen. betterplace.org, Deutschlands größte Spendenplattform, finanziert sich beispielsweise vorwiegend über CSR-Leistungen, die sie Unternehmen anbieten, um darüber auch die kostenlosen Leistungen für soziale Organisationen mitzufinanzieren. Greeneration in Indonesien verdient hingegen sein Geld über das Großkundengeschäft: Sie bieten Supermarktketten Stoffbeutel mit deren Logo entgeltlich an, um so die Plastiktüte zu verbannen. Und Reuters Market Light ist ein Agrar-Informationsservice, bei dem sich indische Bauern per Handy über aktuelle Entwicklungen im Erntebetrieb auf dem Laufenden halten können. Dieser Service kostet den Bauern 90 Cent im Monat; bei mittlerweile über einer Million Abonnenten können so die Kosten gedeckt werden.
„For-profit social enterprises are also required to deliver a superior product or service, because if you don't, you have no revenue“, meint Jon Carson, CEO von BiddingForGood.
Beide Varianten der Finanzierung haben ihre Vor- und Nachteile: Ein Social Business ist stärker den Gesetzen des Marktes ausgesetzt. Ihr Produkt muss sich also dem Anspruch der Kunden entsprechen und genießt nur bedingten Schutz (weil es um eine gute Sache geht). Das fördert allerdings ein wirtschaftliches Vorgehen und die Innovationskraft, um am Markt bestehen zu können. Klassische NPOs können sich dem entziehen, müssen aber viel Zeit ins Fundraising investieren. Eine NPO, die hervorragend Spenden sammelt und gleichzeitig relativ schlecht ihren sozialen Zweck erfüllt, kann wirtschaftlich erfolgreicher sein als eine NPO, die besser arbeitet, aber schlechteres Fundraising betreibt. Das ist insofern tragisch, als dass der soziale Impact das einzig entscheidende Erfolgskriterium sein sollte.
Sozialunternehmen, die sich für ein For-Profit-Modell entschieden haben, können auch Investoren aufnehmen, die an einer finanziellen Rendite interessiert sind, die an sie ausgeschüttet wird. Das gestaltet die Investorensuche natürlich erheblich leichter. Auf der anderen Seite haben Non-Profit Sozialunternehmen den Vorteil, dass bei ihnen nicht zwei Metriken miteinander konkurrieren: wirtschaftlicher Erlös und inhaltliches Ziel. Yunus zufolge, dominiert in diesen Fällen häufig der monetäre Aspekt, weil wir es gewohnt sind, den wirtschaftlichen Erfolg zu messen und dafür sehr ausgefeilte Metriken besitzen, während sich die soziale Wirkung deutlich schwerer feststellen lässt.
Die Liste der Finanzierungsmöglichkeiten ist länger: Auch Darlehen, Kredite, Crowdfinancing, Förderprogramme, Wettbewerbe sowie unterschiedliche Formen des Eigen- wie Fremdkapitals (etwa durch Inkubatoren oder Businessangel) kommen in Frage. Die verschiedenen Finanzierungsarten lassen sich zudem kombinieren, so dass sehr unterschiedliche Finanzierungsketten entstehen können: bspw. durch Freunde und Familie in der Startphase, dann durch Wettbewerbe und Inkubatoren in den ersten Wachstumsphasen, bevor das Geschäftsmodell das Social Business schließlich langfristig tragen soll.